als gewinnerteam des hochschulwettbewerbs „zeigt euere forschung“ haben rebecca und thomas die entwicklung eines mobilen exitrooms in angriff genommen und mit viel wissenschaftlicher expertise und einem starken spielgen ein rätselsetting kreiert, das mit bis zu 25 protagonisten gleichzeitig auf die entschlüsselung der wissenslabyrinthe abspielt. ein vertrackter spielcocktail aus bodenlosem eigensinn, raffgierigem einhammstern, naiver naturliebe und aufgeklärtem elfenbeinturmwissen – einfach herrlich menschlich!!




hintergründe zum thema
Grünland im Spannungsfeld von
Klimawandel, Landwirtschaft und Naturschutz
Studienbericht zu Ergebnissen der Befragung von Bürger*innen und Landwirt*innen 2020
Bedeutung des Grünlands in Bayern
Mit einer Gesamtfläche von mehr als einer Million Hek- tar ist das Grünland in den süddeutschen Alpen und im Alpenvorland weit verbreitet. Da jene Wiesen und Weiden das Futter für die Milch- und Fleischproduktion bereitstellen, ist es in ökonomischer Hinsicht besonders wertvoll. Weiterhin erfüllen Flächen, die als Grünland genutzt werden, eine Reihe von ökologischen Leistungen für jede*n Einzelne*n von uns (wie u.a. die Speicherung von Kohlen- stoff und Stickstoff sowie Wasser- und Erosionsschutz). Durch den Klimawandel und Veränderungen in der Be- wirtschaftung ist diese vielfältige Funktionalität von Grünlandökosystemen allerdings stark gefährdet. Das Ziel des Projekts SUSALPS ist es daher, das Wissen über die Auswirkungen derzeitiger und zukünftiger Klima- und Bewirtschaftungsbedingungen auf wichtige Öko- systemleistungen von Grünlandböden zu verbessern. Neben diversen naturwissenschaftlichen Arbeitspake- ten ist somit auch eine Untersuchung der gesellschaft- lichen Relevanz und sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen unerlässlich.
Umfragen zu Grünland
Von Januar bis September 2020 nahmen 617 Bür- ger*innen und 350 Land- wirt*innen an der SUSALPS Befragung zu Klimawandel, Landwirtschaft und Natur- schutz teil. Die Umfragen fanden im vor-alpinen Ammer-Einzugsgebiet (Land- kreise Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkir- chen) sowie im oberfränkischen Einzugsgebiet des Ro- ten und Weißen Mains (Landkreise Bayreuth und Kulm- bach) statt. Die Umfragen mit Landwirt*innen fanden hauptsächlich an den ÄELF in Bayreuth und Weilheim statt, mussten aufgrund der Covid-19 Pandemie aller- dings bereits im März abgebrochen werden. Da wir so- mit hauptsächlich Landwirt*innen befragen konnten, die zur KULAP Antragsstellung an den Ämtern waren, sind die Ergebnisse nicht repräsentativ für alle Land- wirt*innen im Studiengebiet Die Umfragen mit Bür- ger*innen erfolgten online. Einladungen hierzu wurden an stichprobenartig ausgewählte Haushalte in den Un- tersuchungsregionen per Postwurfsendung zugestellt. Bei den befragten Bürger*innen handelte es sich ver- mehrt um Teilnehmer*innen mit hohem
Bildungsniveau und Interesse an umweltrelevanten Themen, wodurch auch hier Generalisierungen zu ver- meiden sind. Da wir auch an den zeitlichen Verände- rungen der Wahrnehmungen von Landwirten und Bür- gern über die Jahre interessiert sind, ist dies nach 2018 bereits die zweite Datenerhebung. Wir planen weitere Umfragen in den nächsten Jahren. Im Folgenden möch- ten wir Ihnen einige der Umfrageergebnisse vorstellen.
Einschätzung der Befragten zu Grünland
Grünland stellt für den Großteil der Befragten ein wich- tiges Gut für eine funktionierende Landwirtschaft dar. Weiterhin sprach sich eine Mehrheit dafür aus, dass Grünland besser geschützt werden und mehr Blumen haben sollte, wobei deutlich mehr Bürger*innen diesen Aussagen zustimmten als Landwirt*innen. Die Befrag- ten halten es außerdem für sinnvoll, dass Grünland nicht zunehmend intensiver bewirtschaftet werden sollte.
Wahrnehmung von Klimawandel
Der Klimawandel ist nach wie vor ein präsentes Thema. Dies spiegelt sich auch in den Ergebnissen der Umfrage wider. Insgesamt stimmten knapp 90 % der Bürg*innen und etwa 70% der Landwirt*innen der Aussage zu, dass der Klimawandel wissenschaftlich nachweisbar ist. Al- lerdings glauben nur gut die Hälfte, dass der Klimawan- del noch beeinflusst werden kann. Zudem sind mehr als 80% der Umfrageteilnehmer*innen der Ansicht, dass
sich durch den Klimawandel auch in Bayern die Luft- temperatur und der Niederschlag verändern wird, und befürchten daher negative Auswirkungen auf die Land- wirtschaft und das Grünland. Umso wichtiger ist es also, sich neben dem Klimaschutz auch mit der Klima- anpassung auseinanderzusetzen. Aus den Freitextant- worten der Umfrage mit Landwirt*innen ergibt sich, dass die Grünland-Bewirtschaftung vor allem von den zunehmenden Trockenperioden betroffen ist (weitere Infos dazu im Studienbericht Landklif).
Ökosystemleistungen bezeichnen die Vorteile, die wir Menschen von der Natur und Landschaft erhalten (z.B. Klimaregulation oder Erholungsmöglichkeiten). Oft- mals unbewusst nutzen wir diese Leistungen, die uns die Natur tagtäglich kostenlos zur Verfügung stellt. Er- höhen wir eine Leistung des Grünlands, so können an- dere Leistungen des Grünlands aufgrund dessen jedoch teilweise nachlassen. Die zukünftige Landnutzung hängt daher auch davon ab, welche Leistungen von der Bevölkerung eine besondere Wertschätzung und Priorisierung erfahren.
Bezüglich der Produktion von Lebensmitteln in Bay- ern ergab die SUSALPS-Umfrage, dass den von uns be- fragten Bürger*innen die Produktion von gesunden Le- bensmitteln sowie der Erhalt der Artenvielfalt am wich- tigsten ist. Der Faktor Preis spielt dabei die geringste Rolle
Im Rahmen der Umfrage wurden außerdem die Wahrnehmungen von Ökosystemleistungen von Grün- land erfragt. Hierbei fragten wir Landwirt*innen gezielt nach der Relevanz gewisser Leistungen, die sie in der Bewirtschaftung berücksichtigen und Bürger*innen nach deren Erwartungen, welche Leistungen Wiesen und Weiden erbringen sollten. Abbildung 6 zeigt, dass generell eine sehr hohe Wertschätzung der Ökosystem- leistungen von Grünland existiert, mit der Ausnahme der Produktion von Energiepflanzen im Grünland, die sowohl von Bürger*innen als auch von Landwirt*innen als weniger relevant eingeschätzt wird. Unterschiede zwischen den zwei Akteursgruppen gibt es bei diversen Leistungen, wie beispielsweise der Produktion von Tier- futter, das von Landwirt*innen als wichtiger angesehen wurde als von Bürger*innen, oder bei der Erholung in der freien Landschaft, die von Bürger*innen als rele- vanter eingeschätzt wurde als von Landwirt*innen.
Extensiv genutztes oder beweidetes Grünland in Bergregionen stellt eine besondere Art der Grünlandbewirtschaftung dar. Die in den letzten Jahrzehnten beo- bachtete Aufgabe der Almbewirtschaftung könnte zu einem Verlust der Kulturlandschaft, wichtiger Ökosys- temleistungen und Artenvielfalt führen. Im Rahmen des SUSALPS Projektes wird die 1955 aufgelassene Brunnenkopfalm wiederbeweidet, um die Auswirkun- gen von extensiver Wiederbeweidung zu erforschen. Die gesellschaftliche Relevanz wurde mit Umfragen unter Wanderern im Sommer 2019 erfasst. Sowohl Ökosystemleistungen, die von Wäldern erbracht wer- den, als auch die von Weiden haben Besucher als sehr wichtig empfunden und befürworten den Erhalt der Mosaiklandschaft aus Wäldern und Weiden (siehe Abb. 9). Ein wichtiger Aspekt zum Erhalt von Almen ist generell auch die finanzielle Unterstützung der Land- wirt*innen. Knapp 80% der Befragten befürworten laut unseren Ergebnissen, dass es für den Erhalt von Almwiesen und alten Rinderrassen finanzielle Unter- stützungen des Staates geben sollte.
Wahl der gewünschten Zukunftsszenarien
ausgewählt wurde. Aus den Befragungsergebnissen geht hervor, dass Grünland beispielsweise in den Ber- gen, in Flussauen sowie in Moor- und Quellgebieten so- wohl wegen seiner landschaftlichen Ästhetik, als auch wegen des persönlichen Bezuges der einheimischen Bevölkerung, als besonders wertvoll erachtet wird.
Was passiert mit den Ergebnissen?
Die Befragungsergebnisse verdeutlichen, dass Grün- land in Bayern ein wichtiger Bestandteil der landwirt- schaftlichen Produktion ist. Gleichzeitig werden Leis- tungen der Natur hoch bewertet, die mit einer intensi- ven landwirtschaftlichen Nutzung im Konflikt stehen (z.B. Bestäubung und Schutz der Grundwasserqualität). Zusätzlich werden viele dieser Leistungen durch Klima- veränderungen beeinflusst. Die Daten werden genutzt, um mögliche Gemeinsamkeiten und Differenzen zwi- schen den Einschätzungen und Präferenzen von Land- wirt*innen und Bürger*innen zu identifizieren. Dafür werden die Daten gezielt statistisch ausgewertet und in wissenschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlicht. Die gesammelten Informationen fließen außerdem in ein Modell, welches die Auswirkungen von Klimaverände- rungen und alternativer Bewirtschaftungs-Strategien simuliert. Die Modellergebnisse sollen im Rahmen von Workshops mit Vertreter*innen unterschiedlicher Inte- ressensgruppen diskutiert werden um gemeinsam langfristig geeignete Maßnahmen zur Grünlandbewirt- schaftung zu entwickeln.
Wir danken Ihnen, dass Sie unsere Forschung unter- stützen und freuen uns auch über fortwährendes In- teresse und Zusammenarbeit an unserem Forschungs- projekt.
Kontakt
Thomas Schmitt Andrea Kaim Theresa Landwehr Prof. Dr. Thomas Koellner
Universität Bayreuth Professur für Ökosystemleistungen Universitätsstraße 30, 95447 Bayreuth
E-mail: ecological.services@uni-bayreuth.de Projekt: http://www.susalps.de Arbeitsgruppe: http://www.pes.uni-bayreuth.de
Ergebnisse: umfragen.oekosystemleistung.bayern
ganze studie mit abbildungen: